{"id":2923,"date":"2017-12-19T15:33:08","date_gmt":"2017-12-19T14:33:08","guid":{"rendered":"http:\/\/www.sdaj.org\/lv-hessen\/?p=2923"},"modified":"2017-12-19T15:33:08","modified_gmt":"2017-12-19T14:33:08","slug":"wilhelm-leuschner-medaille-an-roland-koch-nein","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.hessen.sdaj.org\/2017\/12\/19\/wilhelm-leuschner-medaille-an-roland-koch-nein\/","title":{"rendered":"Wilhelm-Leuschner-Medaille an Roland Koch? Nein!"},"content":{"rendered":"
Mit dieser Erkl\u00e4rung stellt sich der Landesverband Hessen der Sozialistischen Deutschen Arbeiter Jugend (SDAJ) entschieden gegen die Verleihung der Wilhelm-Leuschner-Medaille an den ehemaligen hessischen Ministerpr\u00e4sidenten Roland Koch. Wir fordern vom hessischen Landtagspr\u00e4sidenten sowie von allen anderen Mitgliedern dieses Parlamentes, welche ma\u00dfgeblich an der Verleihung sowie an der Auswahl der Empf\u00e4ngerInnen beteiligt sind, \u00a0in Zukunft eine sorgf\u00e4ltigere und umsichtigere Wahl der Preistr\u00e4gerInnen sowie eine sofortige R\u00fccknahme der Preisverleihung an wie die Nominierung von Roland Koch! Mit dieser Erkl\u00e4rung stellt sich der Landesverband Hessen der Sozialistischen Deutschen Arbeiter Jugend (SDAJ) entschieden gegen die Verleihung der Wilhelm-Leuschner-Medaille an den ehemaligen hessischen Ministerpr\u00e4sidenten Roland Koch. Wir fordern vom hessischen Landtagspr\u00e4sidenten sowie von allen anderen Mitgliedern dieses Parlamentes, welche ma\u00dfgeblich an der Verleihung sowie an der Auswahl der Empf\u00e4ngerInnen beteiligt sind, \u00a0in Zukunft eine […]<\/p>\n","protected":false},"author":103,"featured_media":2924,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_et_pb_use_builder":"","_et_pb_old_content":"","_et_gb_content_width":"","footnotes":""},"categories":[23],"tags":[76,550,551,552,553,554,555],"yoast_head":"\n
\nEs gilt das antifaschistische Wirken und das Erbe von Wilhelm-Leuschner zu bewahren und seine Ermordung durch die faschistischen Henker \u2013 in Berlin Pl\u00f6tzensee 1944 – f\u00fcr heutiges antifaschistisches Engagement in Erinnerung zu rufen.
\nLeuschner, welcher einem proletarischen Elternhaus entstammte und das Handwerk des Holzbildhauers erlernte, trat 1913 in die SPD ein. Er engagierte sich f\u00fcr und in den Gewerkschaften, sa\u00df ab 1924 im hessischen Landtag f\u00fcr die SPD und vertrat die Angelegenheiten der Arbeiterklasse gegen das Kapital in zahllosen, parlamentarischen \u00a0Auseinandersetzungen (bspw. um die Arbeitslosenversicherung). Ab 1928 bet\u00e4tigte sich Leuschner als hessischer Innenminister und k\u00e4mpfte f\u00fcr die Demokratisierung der kommunalen Verfassung in Hessen.
\nFr\u00fch wurde er ein entschiedener Gegner des deutschen Faschismus. Nachdem er noch im Januar 1933 in den Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes gew\u00e4hlt wurde, musste er nach der \u201eMacht\u00fcbertragung\u201c an die faschistischen Schergen zur\u00fccktreten. Nach der standhaften Verweigerung einer Zusammenarbeit mit der Deutschen Arbeitsfront (Gewerkschaften des faschistischen Staates), wurde Wilhelm Leuschner nach dem Verbot der SPD in diversen Gef\u00e4ngnissen und Konzentrationslagern interniert und gefangen gehalten. Auch unter den Bedingungen der Haft oder der Illegalit\u00e4t gab er den Kampf gegen den Faschismus nicht auf, sondern versuchte zu anderen ehemaligen Gewerkschaftsf\u00fchrern Kontakt aufzubauen sowie den Widerstand zu einen. Im Kontakt zum Kreisauer Kreis beteiligte sich Wilhelm Leuschner an den verbotenen Beratungen \u00fcber ein antifaschistisches Nachkriegsdeutschland und pflegte Kontakt zu den milit\u00e4rischen Verschw\u00f6rern vom 20. Juli 1944 um Graf Staufenberg. Durch eine Denunzierung kostete ihn sein engagiertes und progressives Verhalten das Leben. Trotz Folter der GeStaPo schwieg er \u00fcber potenzielle Mitk\u00e4mpfende bis zum bitteren Ende.
\nRoland Koch verk\u00f6rpert f\u00fcr uns \u2013 junge Kommunistinnen und Kommunisten \u2013 das klare Gegenteil vom Antifaschisten Wilhelm Leuschner. Als Preistr\u00e4ger der Wilhelm-Leuschner Medaille ist er f\u00fcr uns inakzeptabel. Koch polemisierte in seinen Wahlk\u00e4mpfen stets durch rassistische Hetze, trat f\u00fcr Abschiebungen \u201ekrimineller Ausl\u00e4nder\u201c ein und war ein entschiedener Gegner der Reform des deutschen Staatsb\u00fcrgerschaftsrechts (=doppelte Staatsb\u00fcrgerschaft). Er f\u00fchrte die Studiengeb\u00fchren von 500-1000 Euro pro Semester wieder ein, betrieb den Abbau des fl\u00e4chendeckenden Tarifvertrages, erh\u00f6hte die zul\u00e4ssigen Arbeitsstunden (auf 42 Stunden!) f\u00fcr Beamtinnen und Beamte, unter seiner Regie wurde das Zentralabitur sowie G8 f\u00fcr Hessen eingef\u00fchrt und er privatisierte zahllose Krankenh\u00e4user sowie weitere \u00f6ffentliche Einrichtungen.
\nW\u00e4hrend seiner politischen Laufbahn war er ein treuer und gesch\u00e4tzter Vertreter der Interessen des Kapitals, er verteidigte deren Ansichten und Ideen gegen\u00fcber der Arbeiterklasse und den Gewerkschaften. F\u00fcr seine Schandtaten verdient der Multimillion\u00e4r keine Medaille, sondern die strikte Verachtung der Sch\u00fcler- und Studierendenschaft, der Angestellten im \u00f6ffentlichen Dienst und aller anderen arbeitenden Menschen!
\nNach der Spendenaff\u00e4re in der CDU<\/em> um den hessischen Wahlkampf von 1999, in welcher illegale Parteispenden als \u201eErbe verstorbener Juden\u201c deklariert worden waren, musste sich Roland Koch \u00f6ffentlich erkl\u00e4ren, trat jedoch nicht zur\u00fcck. Nur 6 Jahre sp\u00e4ter musste er sich vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss verantworten, da er angeblich die Nichtteilnahme der Freien W\u00e4hler Hessen<\/em> an den Wahlen durch \u201efinanzielle Zusagen\u201c erkauft hatte \u2013 erneut ohne die pers\u00f6nlichen Konsequenzen zu ziehen.
\nZum 31. August 2010 trat Roland Koch aus der aktiven Politik und von seinem Amt als hessischer Ministerpr\u00e4sidenten ohne konkrete Angaben von Gr\u00fcnden zur\u00fcck. Es lockten die Rufe der deutschen Monopole (und gro\u00dfz\u00fcgige Bonuszahlungen). Koch \u00fcbernahm ab Oktober 2010 (2 Monate nach seinem Ausscheiden!) den Aufsichtsratvorsitz des gro\u00dfen Bauunternehmens Bilfinger Berger<\/em>, hinzu kam ein Posten im Aufsichtsrat der Bank UBS <\/em>und seit 2015 sitzt Roland Koch auch im Aufsichtsrat von Vodafone<\/em>. Staatsmonopolistischer Kapitalismus in personalisierter Reinkultur \u2013 ein Schelm wer B\u00f6ses dabei denkt\u2026
\nGegen die Verleihung antifaschistischer Preise oder Medaillen an Vertreter der herrschenden Klasse und des deutschen Imperialismus und Rassisten!
\nSDAJ Hessen im Dezember 2017
\nAnmerkung: Die fr\u00fchere Preistr\u00e4gerin Lucie Kurlbaum-Beyer gab ihre Medaille aus Protest \u00fcber die Verleihung an Roland Koch in den vergangenen Tagen zur\u00fcck.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"