Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Diese Forderung ist ein politisches Vermächtnis von Überlebenden und Widerstandskämpfer*innen gegen den Faschismus. In diesem Zusammenhang ist der 9. November ein Tag von Gedenken und Mahnen. Das Vermächtnis als Grundlage unseres Handelns zu nehmen, bedeutet für uns Stellung zu beziehen und uns einzumischen gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, staatliche Repression gegenüber Flüchtlingen, Aufrüstung und Kriegspolitik und für eine solidarische Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Deshalb wenden wir uns auch gegen eine Historisierung des Faschismus als eine abgeschlossene einmalige unverständliche Epoche. Die Geschichte hat gelehrt, dass die herrschende Klasse niemals freiwillig abtreten wird. So werden auch die Kapitalisten nicht davor zurückschrecken, ihre Macht mit allen Mitteln zu verteidigen. Faschismus ist daher eine immer noch vorhandene aktuelle Gefahr!
Darum gehen wir am 9. November auf die Straße um zu gedenken und zu mahnen.
Am 9. November 1938 wurden in Gießen, wie in vielen anderen Städten und Gemeinden in Deutschland, Synagogen, jüdische Geschäfte und Häuser von den Nazis niedergebrannt. Menschen wurden geschlagen, gejagt und ermordet. Die Bevölkerung sah weg oder klatschte Beifall und beteiligte sich an den Pogromen. Die Reichspogromnacht, die von den Nazis zynisch Reichskristallnacht genannt wurde, war eine von langer Hand vorbereitete Aktion. Sie hatte zwei wesentliche Ziele: die ökonomische Ausplünderung und den Beginn der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung sowie die Einschüchterung von möglicher Opposition. Da entschiedener Widerstand gegen dieses verbrecherische Vorgehen ausblieb, erwies sich die Reichspogromnacht als ein wesentlicher Schritt zur Festigung der Faschistischen Diktatur. Es folgte der 2. Weltkrieg mit über 50 Millionen Toten, der Holocaust als industrielle Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas sowie die Vertreibung und Ermordung aller Menschen, die dem rassistischen und politischen Weltbild der Faschisten nicht entsprachen.
Nach der Befreiung vom Faschismus schienen viele aus der Geschichte gelernt zu haben und es gab einen breiten Konsens, der sich in der Forderung „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ ausdrückte. Bis weit in konservative Kreise hinein gab es konkrete Überlegungen und Pläne für die Entwicklung einer nichtkapitalistischen Gesellschaftsordnung.
‚Refugees welcome‘ ist heute eine häufig genutzte Losung. Damit sind Teile der Bevölkerung den Politiker*innen Deutschlands im Denken, Fühlen und Handeln weit voraus. Deutschland ist als Hegemonialmacht der Europäischen Union mit verantwortlich für die Versorgung aller Kriegsparteien mit Waffen, mit verantwortlich für die aggressive Abschottung des Kontinents und mit verantwortlich für die Unterwerfung von Menschen unter ökonomische Zwänge. Die momentane Flüchtlingspolitik steht hierzu nicht im Widerspruch! Flüchtende Menschen werden im Zeichen des demografischen Wandels als ökonomische Humanressource entdeckt. So wird auf der einen Seite eine Willkommenskultur propagiert und auf der anderen Seite das Asylrecht massiv verschärft.
Noch nie seit 1945 gab es so viele Kriege und so viele Menschen auf der Flucht wie im Moment. Deutschland ist – auch wenn wir es hier nicht spüren – kriegsführende Partei. Auch deshalb rufen wir dazu auf, am 9. November auf die Straße zu gehen: gegen Krieg und eine Politik, in der Menschen nur nach Einschätzung ihrer Verwertbarkeit Rechte zugestanden werden.
Im Gedenken an die Opfer kämpfen wir für eine solidarische Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung.
Wir treffen uns am 09.11.2015 um 17.30 Uhr am Mahnmal für die Opfer des deutschen Faschismus, Berliner Platz 2, zu einer Kundgebung und nehmen anschließend gemeinsam um 18 Uhr an dem Mahngang zum 9. November teil.
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