Bundeswehreinsätze in Schulen stoppen!
In immer mehr Bundesländern schließen Kultusministerien Kooperationsverträge mit der Bundeswehr ab. In Hessen will die SDAJ dies mit einer Kampagne verhindern. Weil der Großteil der Bevölkerung in unserem Land den Afghanistaneinsatz ablehnt, muss die Bundeswehr ihre Agitation verstärken. Auf mehr als 4.000 öffentlichen Veranstaltungen allein im letzten Jahr wurden so über 100.000 Menschen von Jugendoffizieren belästigt: vor allem Jugendliche – denn der Bundeswehr geht es darum, dem „schädlichen“ Einfuss der Eltern, die ja meist mit den Auslandseinsätzen der BW nicht einverstanden sind, etwas entgegen zu setzten. Dazu dienten auch bundesweit rund 12 600 Veranstaltungen mit „Karrieretrucks“ an Schulen, die mehr als 280 000 Jugendliche erreichen konnten.
Verstärkung durch Kooperation
Weil sich die Bundeswehr aber nicht immer auf ihr wohlgesonnene Lehrkräfte und Schulleiter bzw. Schulleiterinnen verlassen kann, hat sie seit 2008 bereits mit vier Bundesländern (NRW, Saarland, BaWü und Rheinland-Pfalz) so genannte Kooperationsverträge abgeschlossen. Diese Verträge sollen helfen, den deutschen Militarismus noch stärker in den Schulunterricht zu holen. Konkret bedeutet das die Einführung einer Lehrkräftefortbildung durch die Bundeswehr und eine entsprechende Ergänzung in der offziellen Referendariatsausbildung. Außerdem sollen die Auftritte von Jugendoffizieren an Schulen nicht nur verstärkt, sondern auch vertraglich geregelt werden: Sie sollen an den Schulen eigene Unterrichtseinheiten abhalten – als „Experten für friedens- und sicherheitspolitische Fragen“. Die Bundeswehr erhält dabei die Möglichkeit, ihrerseits Druck auf die Schulen auszuüben. So müssen die Lehrerinnen und Lehrer jährlich auf Abfragen antworten, ob sie innerhalb des Schuljahres Jugendoffiziere in ihre Schulklassen eingeladen haben. Die Überlastung der Lehrkräfte durch Personalmangel und Verlängerung der Arbeitszeit spielt den Oliv-Grünen hier zusätzlich in die Hände: Den Unterricht einfach an – vom Kultusministerium sogar empfohlene – externe „Experten“ abgeben zu können, wird in den Augen vieler Kolleginnen und Kollegen als wirkliche Entlastung empfunden werden.
Irgendwie ungeil
Die Jugendoffiziere sind dazu verpflichtet, den Jugendlichen die offiziellen Positionen des Verteidigungsministeriums und der Bundesregierung zu vermitteln. Die Lehrkräfte wiederum müssen ihre Schülerinnen und Schüler zu diesen Unterrichtseinheiten prüfen. Die der Friedensbewegung nahestehende Ärztevereinigung IPPNW stellt dazu in einer Pressemitteilung klar: „Das widerspricht dem Bildungsauftrag, dessen Bedingungen von allen Ländern 1976 im Beutelsbacher Konsens festgelegt worden sind. Danach dürfen Schülerinnen und Schüler nicht von Meinungen und Thesen überrumpelt werden, die in der Gesellschaft umstritten sind.“ Doch genau darum geht es der Bundeswehr: Durch die Verstärkung der Bundeswehrpräsenz an Schulen soll der Militarismus – entgegen der vorherrschenden Stimmung in der Bevölkerung – zu einem normalen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen nicht länger (wie die Mehrheit ihrer Eltern) Auslandseinsätze der Bundeswehr ablehnen. – Gleichzeitig nutzt die Bundeswehr ihre Präsenz an den Schulen, um unter den Jugendlichen zumindest indirekt ihre Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze zu bewerben (denn das ist eigentlich verfassungswidrig).
Was der Scheiß soll
Neben der Rekrutierung von Kanonenfutter für die Kriegseinsätze, geht es also darum, durch das Hineintragen der militaristischen Ideologie in die Schulen, langfristig die Zustimmung zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr in der Bevölkerung wieder zu erhöhen. Daraus soll sich auch eine höhere Akzeptanz für den deutschen Militarismus insgesamt entwickeln, sodass es nur noch wenig Skrupel und Verwunderung gibt, wenn die Bundeswehr auch im Innern eingesetzt wird, z.B. gegen Arbeitskämpfe oder gar gegen Bildungsproteste. – Kurz: Es geht um die militärische Absicherung der Interessen der deutschen Banken und Konzerne im Inneren und weltweit.
Kooperationsvertrag verhindern!
Nachdem in Mecklenburg-Vorpommern ein Kooperationsvertrag aus bürokratischen Gründen vorerst gescheitert ist, soll nun in Hessen ein solcher durchgesetzt werden. Dagegen regt sich bereits Widerstand bei GEW, LSV, SVen und PDL. Mit diesen will die SDAJ Hessen daher zusammenarbeiten und mit einer Kampagne dazu beitragen, den Kooperationsvertrag in Hessen zu verhindern. Dabei können die Genossinnen und Genossen auch an die landesweite Bildungsstreikbewegung anknüpfen, die das Problem der Bundeswehr an Schulen und Universitäten zuletzt verstärkt thematisiert hatte. Der Landesverband setzt dabei unmittelbar an der bundesweiten Kampagne zur Schaffung von bundeswehrfreien Zonen an und will die Agitation gegen den Kooperationsvertrag mit der Agitation gegen den deutschen Imperialismus verbinden. Er will aufzeigen, dass die Militarisierung der Schulen vor allem im Interesse der deutschen Banken und Konzerne ist, die hier Arbeits- und Ausbildungsplätze vernichten, während die Bundeswehr ihnen den Zugang zu Rohstoffen und Absatzmärkten in Afghanistan und der ganzen Welt sichern soll. Bezüglich den Auftritten der Bundeswehr an Schulen wird es vor allem darum gehen, sich mit gemäßigten Positionen in Teilen der Friedensbewegung auseinanderzusetzen, wonach den (professionell ausgebildeten!) Jugendoffizieren lediglich ein Vertreter der Friedensbewegung an die Seite gesetzt werden soll. Die SDAJ ist in dieser Frage gegen jegliche Zugeständnisse und fordert: Ob in Schulen, Arbeitsagenturen oder in Afghanistan – Bundeswehreinsätze stoppen!
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